12. Arbeitsmodul „Pfandwert“

Pfand auf Getränkeverpackungen ist eine knifflige Sache. Im Fall des Einwegpfands kommen die aktuellen Regelungen praktisch einer Subvention großer Hersteller und Discounter gleich, da die Herstellungskosten der Flaschen (im Fachdeutsch „Gebinde“) günstiger als ihr Pfandwert sind, auch inklusive der Plastikfolie oder des Pappkartons drumherum.


Im Fall des Mehrwegpfands gilt es zu differenzieren zwischen Flaschen- und Kistenpfand; ersterer ist z.B. mit 8 Cent je Longneck-Flasche je nach aktueller Marktlage deutlich unter dem Niveau des Einkaufspreises. Das heisst, hier entsteht beim Einkauf (vor Logistik) schon ein Verlust. Bei Kisten sieht noch schlimmer aus: hier ist der Pfandwert im Markt auf 1,50 Euro fixiert, obwohl Mehrweg-Getränkekisten in der Herstellung zwischen 3 und 5 Euro kosten können (je nach Marktlage, Menge, Gestaltung und Hersteller). Das heisst, bei jeder Kiste mit Flaschen die den Hof verlässt legt man Geld dazu – und da man immer mindestens dreimal so viel Leergut braucht wie man Flaschen verkaufen möchte (ein Teil steht beim Händler, ein Teil bei den Gastronomen und ein Teil in der Herstellung, vereinfacht gesagt), müsste man richtig Geld in die Struktur stecken das die Endkunden mitbezahlen … und jede Kiste die nicht zurückkommt, ist dann ein herber Verlust. Dennoch weigert sich der Handel, bei Kisten einen anderen Pfandsatz als 1,50 Euro zu akzeptieren. Was also tun?


Die von Premium-Cola früher genutzte AMG-Flasche hatte bisher einen Pfandwert von 15 Cent, und mangels einer Möglichkeit der Nachproduktion mussten wir nach und nach Longneck-Flaschen dazunehmen. Der Pfandwert ist allerdings gleichgeblieben, auch weil zu Anfang das Sortieren gar nicht machbar gewesen wäre . Die Longneck-Flaschen sind aber im Einkauf ein kleines bisschen günstiger, man bekommt sie für 12 bis 14 Cent pro Stück (besonders wenn man bei Kratzern nicht so pingelig ist wie manch anderer Hersteller), sodass wir an einer Flasche im besten Fall 3 Cent und an einer kompletten Kiste voll Flaschen demnach 0,72 Euro netto „verdienen“. Dem gegenüber steht der Verlust an der Kiste selbst, mindestens 3 Euro Kaufpreis bei nur 1,50 Euro Pfand – und beides gleicht sich bei wenig Kistenverlust auf Dauer ungefähr aus.


Auf diese Weise müssen wir den Leergutpool nicht von den Endkunden bezahlen lassen, er wird zuerst von uns und dann vom Handel und den Gastronomen zwischenfinanziert. Auf deren Kosten, weil sie mehr Geld in Pfand anlegen müssen? Bedingt stimmt das. Aber: es gibt einen Ausweg über den sogenannten Pfandschlupf. Vereinfacht gesagt, es kommen nicht immer alle Kisten komplett mit Flaschen zurück. Händler und Gastronomen, die auf Zack sind, können leere Kisten dann einfach wieder auffüllen und so je Kiste einen kleinen Bonus einstecken – das geht nur bei diesem Pfandwert, und zwar immer wieder ... 


Mancher Händler nimmt es dann allerdings nicht so genau und gibt Kisten mit weißen, grünen und braunen Flaschen durcheinander ab – das geht natürlich nicht, hier muss man dann je nach Umfang 1. reden, 2. den Aufwand des Sortierens berechnen oder gar im Extremfall 3. die Annahme verweigern.