UMWELT
Dienstag, den 11. September 2007 um 00:00 Uhr

wenn man es ernst damit meint ein rundum gutes getränk zu machen, wirds schnell ziemlich kompliziert. erst recht im kollektiv bei umweltfragen. das einzig schwarzweiße an premium ist die optik, könnte man sagen - hier mal ein kurzer abriss der letzten fünf wochen ...

etiketten zum beispiel: wäre offsetdruck umweltfreundlicher als laser trotz der verwendeten hilfsstoffe, gibt es überhaupt umweltfreundlichen druck? print-pool scheint ganz cool zu sein, aber unsere auflage ist für offset zu klein und kompliziert, und treue zum bisherigen lieferanten ist auch viel wert. der hat zb separate druckräume wegen feinstaub aus toner, und steigt jetzt für uns auf FSC-papier um. das ist anscheinend sinniger als der blaue engel, weil man sonst nur sechsmal recyclen kann, und unsere etiketten werden recycelt. wieder was gelernt, und einen a4-papierstapel von rund zwei metern höhe pro jahr besser gemacht - wenn die etikettiermaschine mit dem papier klarkommt. ökologischere druckfarben waren auch noch ein thema, aber bei nur 6 kilo farbe pro jahr steigt der copyshop nicht für uns um.

(normale getränke nutzen übrigens meist laugenfestes papier, das sich in der flaschenwaschmaschine nicht auflösen und das sieb verstopfen soll. laugenfeste papiere werden allerdings sowas von chemiebehandelt, dass wir lieber ein paarmal pro abfüllung das sieb ausleeren ...)

zucker aus bio-zuckerrüben: gibts, wäre doppelt so teuer, würden wir aber wohl trotzdem machen bei 6 tonnen pro jahr, da macht das schon sinn. geht aber nur, wenn beim abfüller ein extratank eingebaut wird, und dafür fehlt ganz einfach der platz. oder geht das doch irgendwie? wenn es geht, müssen wir dann sauber trennen und vor und nach den premium-abfüllungen die leitungen spülen, was jeweils 1000 liter wasser verbrauchen würde? wäre der umstieg dann noch bio? wir bleiben am ball.

kolanuss von transfair zertifiziert: gibts nicht, teilt transfair mit. fliegt also einer von uns nach brasilien, und wer soll das bezahlen?

oder die deckel: deren dichtung ist aus PolyEthylen , das ist schonmal besser als PVC. weiß lackiert sind sie jetzt, könnte man die farbe nicht einsparen? den klarlack nicht, den weißen schon, würde pro jahr drei liter farbe bedeuten. das klingt nicht nach dem ökologischen durchbruch, fast alle votieren für weiß - ausgerechnet der geschmackswart ist aber für metall. urks ...

weiter mit den folien, mit denen unsere paletten unterwegs vor staub und dreck geschützt werden: PolyEthylen ist die beste der schlechten lösungen weils sauber verbrennt und auch verrottet, aber anscheinend kann uns niemand sagen wie lange das dauert. die hälfte des plastikmülls hierzulande scheint verbrannt zu werden, die andere hälfte nicht. kompostierbare folie gibt es, aber nur in rollen, sodass man die paletten per hand einwickeln müsste, was keiner will. also versuchen wir eben, die folien mehrfach zu verwenden.

damit unsere händler daran denken, wären aufkleber auf den folien gut. die sollten zwar halbwegs wetterfest sein, aber bitte aus papier statt PVC, weil das auch wieder ziemlich mies klingt. und wer bitte macht uns 100 oder 200 stück, den meisten ist die auflage zu klein selbst wenn wir die mindestmenge gerne bezahlen, oder ein aufkleber soll 2,50 euro kosten. ein laden meint sie würdens machen, aber 500 drucken und 400 wegwerfen. hä? stickerlove hat den sinn verstanden und machts.

... mit all sowas schlägt man sich rum, nur um ein getränk zu machen. anstrengend, aber nötig wenn mans ernst meint.

das waren übrigens nur die umsetzbaren vorschläge - an anderen hats aber auch nicht gemangelt :-) und auch davon muss man manchen nachgehen, um sich eine meinung zu bilden ... eine bio-cola entwickeln, eigene abfüllautomaten bei händlern aufstellen, flaschen mit dreh- oder bügelverschluß (ersterer wird auch weggeworfen, letztere sind deutlich teurer als ihr pfandwert, sodass man mehr pfandschlupf einkalkulieren muss), irgendein eigenes umweltprojekt auf die beine stellen, ein hoffentlich nicht kontaminiertes grundstück im osten kaufen (was aber nicht so einfach ist) und renaturieren, dafür eine eigene rechtsform wie zb eine gGmbh oder limited gründen und dabei die durchgriffshaftung verhindern, EU-fördergelder beantragen, irgendwie in produktionsanlagen unserer partner oder in einen klimawandel-fonds investieren obwohl man damit shareholder-wirtschaft unterstützen würde, irgendwas mit solar machen, einen kindergarten sponsorn, ein soziales projekt bei der einführung von biodiesel unterstützen (ist der überhaupt gut?), eine spedition gründen ...

 

Zuletzt aktualisiert am Montag, den 21. Dezember 2009 um 15:40 Uhr